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In vielen Wohnungseigentümergemeinschaften (WEGs) stoßen Elektromobilitätsprojekte auf Skepsis oder Ablehnung. Der folgende Leitfaden zeigt Ihnen eine effektive Strategie, um die Akzeptanz in Ihrer WEG zu erhöhen und die Chancen auf eine positive Entscheidung an der nächsten Eigentümerversammlung zu verbessern.
In Deutschland hat jeder Eigentümer das Recht, eine Ladestation an seinem Stellplatz in einer Tiefgarage oder auf einem Gemeinschaftsparkplatz zu installieren. Doch obwohl das Gesetz auf Ihrer Seite ist, bleibt die Umsetzung oft kompliziert.
In den meisten WEGs braucht es neben der Installation der Wallboxen ebenfalls eine Grundinstallation – auch bekannt unter Vorinstallation oder Basisinstallation für Elektromobilität. Diese Grundinstallation ist in der Regel im Gemeinschaftseigentum, weshalb die Art und Weise dieser Installation zur Abstimmung steht.
Dazu kommt, dass normalerweise bei einer 2/3-Mehrheit für eine bestimmte bauliche Veränderung, in diesem Falle die Grundinstallation, die Kosten zwischen allen Mitgliedern der WEG geteilt werden. Unserer Erfahrung nach ist eine solche Mehrheit eher unwahrscheinlich.
Je nach Statuten der WEG kann aber eine bestimmte Lösung zur Kostenaufteilung definiert werden, welche rechtlich über die 2/3-Mehrheit hinausgeht. Wenn Sie mehr über das Thema Kostenaufteilung der Grundinstallation in WEGs erfahren möchten, dann empfehlen wir Ihnen diesen Artikel: „Recht auf Ladestation, nicht aber auf Finanzierung: Möglichkeiten zur Kostenaufteilung in WEGs“.
All dies birgt das Risiko, dass eine Mehrheit der Miteigentümer gegen einen Vorschlag stimmt. Mit einer durchdachten Strategie können Sie jedoch die Wahrscheinlichkeit erhöhen, dass Ihr Antrag auf Zustimmung trifft.
Anstatt eine simple Ja- oder Nein-Frage zur Abstimmung zu stellen, empfehlen wir, zwei Optionen an der Eigentümerversammlung vorzustellen. Dieser Ansatz signalisiert Kompromissbereitschaft und erlaubt es den Miteigentümern, aus zwei Möglichkeiten zu wählen, was die Akzeptanz deutlich erhöhen kann.
Höhere Entscheidungsbereitschaft: Mit zwei Alternativen fällt die Entscheidung meist leichter. Die Eigentümer können abwägen und sich für eine Option entscheiden, statt das gesamte Vorhaben zu blockieren.
Kompromissbereitschaft zeigen: Der Vorschlag zweier Lösungen signalisiert, dass Sie sowohl die Interessen der Eigentümer als auch die Anforderungen für die Ladeinfrastruktur verstehen und ernst nehmen.
Flexible Anpassung an Bedürfnisse: Zwei Optionen bieten den Eigentümern die Möglichkeit, eine Lösung zu wählen, die ihrem Budget und ihren langfristigen Vorstellungen entspricht.
Bereiten Sie die beiden Optionen gründlich vor und stellen Sie eine transparente Kostenübersicht bereit. Das erleichtert die Entscheidung und zeigt, dass beide Lösungen realisierbar sind.
Diese Option deckt den derzeitigen Bedarf und ist für die Eigentümergemeinschaft finanziell weniger belastend. Sie umfasst eine kleine Grundinstallation, die nur die Stellplätze bedient, deren Eigentümer eine Wallbox unmittelbar nutzen möchten. Das Konzept ist ideal für WEGs, die auf die Kosten achten und für die es ausreichend ist, eine Basis für aktuelle Bedürfnisse zu schaffen. Um Kosten zu sparen, werden möglichst günstige Elemente eingebaut, wie zum Beispiel kleinere Leitungsrohre und ein für wenige Fahrzeuge ausgelegtes Lastmanagement.
Vorteile der minimalen Option:
Der große Nachteil dieser Option ist, dass bei einem steigenden zukünftigen Bedarf an Ladeinfrastruktur gegebenenfalls hohe Nachrüstungskosten fällig werden. Bei der Planung sollte darauf geachtet werden, dass trotz minimaler Investition bei einer Nachrüstung nicht die gesamte Grundinstallation wieder abgebaut werden muss.
Bei dieser Option kann es sinnvoll sein, die Kosten unter allen interessierten Parteien zu tragen. Zudem könnte festgelegt werden, dass die Kosten für Nachrüstungen von den neu an Elektromobilität interessierten Bewohnern getragen werden.
Diese Option ist zukunftsorientiert und umfasst eine Ladeinfrastruktur, die langfristige Nutzung ermöglicht. Die umfangreiche Grundinstallation ermöglicht eine flexible Erweiterung auf alle Stellplätze, sodass spätere, kostspielige Nachrüstungen vermieden werden.
Vorteile der umfassenden Option:
Die zukunftssichere Option ist logischerweise teurer als die minimalistische Grundinstallation. Die Mehrkosten für dickere Leitungsrohre und ein Lastmanagement halten sich jedoch in Grenzen. Diese 2. Option bedeutet nicht, dass alle Stellplätze sofort an die Ladeinfrastruktur angebunden werden müssen. Dies wird meist bei der Bedarfserhebung unter den Bewohnern entschieden.
Um einen direkten Kostenvergleich zu erhalten, wird eine Planung dieser zwei Optionen sowie die Einholung von mehreren Angeboten pro Option empfohlen. Mehr dazu im nächsten Kapitel.
Eine gründliche Vorbereitung auf die Eigentümerversammlung ist entscheidend, um die Zustimmung der Eigentümergemeinschaft für eine Ladeinfrastruktur zu gewinnen. Der Schlüssel liegt darin, den Entscheidungsprozess für die Miteigentümer klar und einfach zu gestalten und Missverständnisse zu vermeiden.
Ein häufiger Fehler besteht darin, bereits im Vorfeld Angebote für die Installation einzuholen. Auf den ersten Blick scheint das sinnvoll, aber in der Praxis erschwert es den Entscheidungsprozess erheblich. Die Angebote von Installationsfirmen basieren häufig auf spezifischen technischen und preislichen Annahmen, die oft nicht optimal auf die realen Bedürfnisse und Anforderungen in der WEG zugeschnitten sind. Darüber hinaus sind Angebote von verschiedenen Fachfirmen oft so unterschiedlich, dass sie nicht miteinander vergleichbar sind. All dies macht die Abstimmung unnötig kompliziert und verzögert die Entscheidung.
Der effizientere Weg ist, zunächst ein unabhängiges Planungsbüro zu beauftragen, das Erfahrung mit Ladeinfrastruktur für Mehrfamilienhäuser hat. Ein solches Planungsbüro kann eine neutrale Bewertung und detaillierte Kostenschätzung der verschiedenen Optionen – minimal und umfassend – vornehmen. Zudem wird eine Bedarfserhebung unter den Bewohnern gemacht, sodass die zukünftige Ladeinfrastruktur den realen Bedürfnissen entspricht.
Die Planungsunterlagen sollten unbedingt vorab an alle Eigentümer verteilt werden, sodass sie sich bereits im Vorfeld mit dem Konzept und den Kosten auseinandersetzen und eine Meinung bilden können.
An der Versammlung kann anschließend gemeinsam mit dem Planer über die beste Lösung entschieden werden. Im Rahmen der Entscheidung ist es wichtig, dass die Vorteile und Nachteile jeder Option klar verständlich dokumentiert sind. Die Rechtslage und Möglichkeiten zur Kostenaufteilung sollten transparent kommuniziert werden.
Sobald die Eigentümer eine der beiden Optionen beschlossen haben, ist der Weg frei, um gezielt und effektiv Angebote von Installationsfirmen einzuholen. Da die Planungsgrundlagen bereits stehen und die Anforderungen klar sind, können die Fachfirmen nun konkrete, auf die gewählte Option zugeschnittene Angebote abgeben. Dies spart nicht nur Zeit, sondern sorgt auch für einen klaren Kostenrahmen, da die Angebote auf eine einheitliche Planung abgestimmt sind und so vergleichbar bleiben.
Eine detaillierte, fundierte Vorbereitung, wie sie ein Planungsbüro sicherstellt, minimiert das Risiko unerwarteter Kostensteigerungen oder Nachforderungen im späteren Bauprozess. Mit einem klaren Beschluss und einem gut vorbereiteten Plan wird die Umsetzung vereinfacht und die Kostenkontrolle optimiert – eine Win-Win-Situation für alle Beteiligten.
Wiedergrün ist ein Beratungs- und Ingenieurbüro, das sich auf Elektromobilität und Ladelösungen für Elektrofahrzeuge spezialisiert hat. Wir bieten eine Reihe von Dienstleistungen für drei Hauptkundengruppen an: Immobilienunternehmen, Vermieter und Hausverwaltungen, KMU und mittelständische Unternehmen sowie Unternehmen der Ladeindustrie.
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