Eine eigene Wallbox zuhause ist ganz schön praktisch. Dieser Luxus ist aber nicht für alle möglich. Wiedergrün zeigt die wichtigsten Vorteile und Nachteile.

Nach der Arbeit nach Hause fahren, E-Auto parken, einstecken und den Feierabend geniessen. Schön wärs – denken sich jetzt sicher viele unter euch. Tatsächlich besitzen die meisten E-Auto-Fahrer in Deutschland keine eigene Wallbox zuhause. Öffentlich Laden geht auch, ist einfach etwas umständlicher.

Dieser Artikel redet Klartext: eine Wallbox zuhause hat viele Vorteile, aber – wie alles im Leben – auch heimtückische Nachteile.

Privat oder öffentlich laden – Was ist besser?

Beide Optionen, öffentliche und private Ladestationen, haben ihre Vor- und Nachteile. Sowohl öffentliche als auch private Lademöglichkeiten sind de facto langfristig unerlässlich, um Elektromobilität praktisch und effizient zu gestalten.

Öffentliche Ladestationen

Öffentliche Ladestationen sind entscheidend für längere Strecken. Sie erhöhen die Zugänglichkeit von Elektroautos, insbesondere für diejenigen ohne private Lademöglichkeiten. Trotz kürzerer Ladezeiten ist der Strom bei öffentlichen Ladestationen teurer. Sie sind ausserdem in ihrer Verfügbarkeit begrenzt und es kann zu Warteschlangen kommen. Regelmäßiges Schnellladen an öffentlichen Stationen kann zuletzt auch der Batterie schaden.

Deshalb gilt die folgende Faustregel: Wenn möglich, dann lädt man zuhause oder im Büro – einfach dort, wo das Auto für lange Zeit geparkt ist.

Schliesslich fährt ein Auto in Deutschland täglich durchschnittlich 40 Kilometer. Für solch kurze Distanzen reicht das Aufladen des Akkus an langsamen, privaten Ladelösungen. Diese bringen nämlich essentielle Vorteile mit sich.

Die wichtigsten Vorteile von Wallboxen zuhause:

Bequemlichkeit

Eine der herausragenden Vorteile von Wallboxen zuhause liegt in ihrer unmittelbaren Verfügbarkeit. Schliesslich befinden sich Ladestationen meistens dort, wo das E-Auto für längere Zeit geparkt ist. Folglich kann man ganz einfach, ohne Mehraufwand, das E-Auto zuhause laden. Durch die Nutzung der Standzeiten des Fahrzeugs muss man in der Regel keine zusätzliche Wartezeiten in Kauf nehmen.

Diese nahtlose Integration in den Alltag ist sehr praktisch und bequem. Dadurch steigert nicht nur der Komfort, sondern erleichtert auch den Wandel zur E-Mobilität sowie dessen tägliche Routine.

Planung, Verfügbarkeit, Zeitersparnis

Eine private Wallbox – insofern sie nicht mit anderen Parteien geteilt wird – ist immer verfügbar. Wenn eine längere Fahrt geplant ist, so kann das Fahrzeug im Voraus aufgeladen werden, ganz ohne zusätzlichen Aufwand. Schliesslich nimmt öffentliches Laden mehr Zeit in Anspruch. Zudem kommt es immer öfters vor, dass öffentliche Ladesäulen besetzt sind und umgeplant werden muss. Wenn Sie also am nächsten Tag gestresst und mit halb-leerem Akku im Regen vor einer Ladestation stehen, die nicht funktioniert, dann ist der Preis hoch.

Durch die Möglichkeit, den Ladevorgang zuhause im Voraus zu planen und zu steuern, können ausserdem die Kosten für den Stromverbrauch optimiert werden. Mit variablen Tarifen von Energieversorgungsunternehmen ist es so möglich, das E-Auto zu Zeiten mit niedrigeren Strompreisen aufzuladen. Dies kann zu erheblichen Kosteneinsparungen führen.

Darüber hinaus ermöglicht die Planbarkeit die Synchronisierung des Ladevorgangs mit erneuerbaren Energiequellen, wie beispielsweise Solarstrom. Dies ist nicht nur ökologisch vorteilhaft, sondern unterstützt auch die Entlastung des Stromnetzes.

Batterieschonung

Die Verwendung von Wechselstrom (AC) bei privaten Ladestationen trägt zur Schonung der Fahrzeugbatterie bei. Der Grund dafür ist die tiefere Ladetemperatur beim langsamen Laden im vergleich zum schnellen Laden (DC, Gleichstrom).

Die langsamere Ladeart gibt nämlich den Lithium-Ionen-Zellen im Akku mehr Zeit, sich aufzuladen. Dadurch wird der Wärmeaufbau und somit den Verschleiß der Batteriezellen reduziert.

Durch die Verwendung von Wechselstrom bei privaten Ladestationen haben Elektroautobesitzer somit die Möglichkeit, die Lebensdauer ihrer Batterie zu verlängern und die Gesamtleistung ihres Elektrofahrzeugs zu optimieren. Dieser Aspekt ist besonders relevant, da die Batterie einen der kostspieligsten Bestandteile eines Elektrofahrzeugs darstellt. Entsprechend verliert das E-Auto beim langsamen Laden weniger Wert.

Dienstwagen zuhause laden

Nicht alle haben eine Lademöglichkeit beim Arbeitgeber. Je nach Abkommen zwischen Arbeitsnehmer und Arbeitsgeber übernimmt der Arbeitsgeber ausserdem nur einen bestimmten Betrag pro Monat fürs Laden. Je nach Fahrverhalten kann das öffentliche Laden dieses Budget einfach überschreiten. Den Dienstwagen zuhause laden ist im Vergleich die günstigere Variante.

Ausserdem übernehmen immer mehr Arbeitgeber die gesamten oder einen Teil der Installationskosten der Ladeinfrastruktur. Wie in der Sektion “Nachteile” genauer erklärt, sind die Kosten für Wallboxen einer der wichtigsten Nachteile. Folglich stellt die (Teil)Übernahme der Installationskosten durch den Arbeitgeber eine grosse Chance dar!

Achtung nur bei der Auswahl der Ladestation. Es ist momentan zwar nicht notwendig, dass die Ladestation eichrechtskonform ist, wenn Ladevorgänge durch den Arbeitgeber abgerechnet werden. Die Wallbox muss aber mit einem MID-Zähler ausgestattet sein. Der MID-Zähler erlaubt eine sehr genaue Messung der geladenen Energiemenge.

Mehr zum Thema Eichrecht finden Sie übrigens in unserem Artikel: Wallbox mit Stromzähler: 15 Fragen und Antworten zum Thema Eichrecht

Einige Nachteile von privaten Ladestationen

Begrenzte Flexibilität bei Umzug

Wenn jemand umzieht, besteht die Herausforderung darin, die installierte Ladestation mitzunehmen und an der neuen Wohnadresse zu nutzen. Aufgrund unterschiedlichen Stromnetze, bauliche Gegebenheiten und Vorschriften könnten es erforderlich machen, verschiedene Anpassungen vorzunehmen, bevor die Ladestation genutzt werden kann. Je nach dem, ob und inwiefern Elektromobilität in der neuen Immobilie umgesetzt wurde, kann die Ladesäule gar nicht mehr verwendet werden. Dies liegt an der mangelnden Kompatibilität vieler Geräte.

Ausserdem muss die Installation einer Wallbox am neuen Wohnort zunächst genehmigt werden, falls Sie Mieter:in oder Mitglied einer Wohnungseigentümergemeinschaft (WEG) sind. Dies erfordert eine gewisse Zeit und mindert ebenfalls die Flexibilität einer Neuinstallation.

WEGs: Recht auf Ladestation, nicht aber auf Finanzierung

Das neue Wohnungseigentumsgesetz gewährt Mitgliedern und Mitgliederinnen von WEGs den Anspruch, zuhause in der Garage eine Wallbox zu installieren und zu nutzen. Somit ist nicht mehr notwendig, dass die Mehrheit der Mitglieder:innen mit der Installation einverstanden ist.

Nichtsdestotrotz stellt die Finanzierung weiterhin eine grosse Hürde dar. Schliesslich ist zur Ladung von Elektroautos in Mehrfamilienhäusern neben den Ladestationen ebenfalls eine Grundinstallation erforderlich. Diese gilt als Gemeinschaftseigentum, währenddem eine Wallbox privates Eigentum ist.

Es besteht keine Verpflichtung zur Kostenaufteilung der Grundinstallation. Mitglieder:innen einer WEG, die weder eine Ladelösung brauchen noch wollen, müssen sich nicht an den Installationskosten beteiligen. Entsprechend werden die Kosten nur zwischen denjenigen Parteien, die an dem Einbau der Grundinstallation interessiert sind, aufgeteilt. Dadurch steigen die Kosten pro Person deutlich an.

Mehr zu diesem Thema finden Sie im Artikel Recht auf Ladestation, nicht aber auf Finanzierung: Möglichkeiten zur Kostenaufteilung in WEGs.

Erschwerte Situation für Mieter

Mieter, die die Installation einer privaten Ladestation erwägen, sehen sich oft vor die Herausforderung gestellt, die Zustimmung ihrer Vermieter zu erhalten. Trotz des bestehenden “Rechts auf Ladestation” – mehr dazu im nächsten Abschnitt – können Vermieter aufgrund verschiedener Aspekte unsicher sein respektive den Prozess herauszögern.

Bedenken bezüglich zusätzlichen Kosten, potenzieller Auswirkungen auf die Immobilie, erhöhtem Energieverbrauch oder einer generellen Unkenntnis respektive Abneigung gegenüber E-Autos könnten die Zustimmung erschweren. Ausserdem müssen gemeinsam Entscheidungen getroffen werden hinsichtlich Kosten, Installation und Abrechnung. Dies führt zu einem zeitlichen Mehraufwand für Mieter und kann abschreckend wirken.

Architektonische und technische Hürden

Die Installation privater Ladestationen kann aufgrund baulicher Gegebenheiten und technischer Anforderungen herausfordernd sein. Aufgrund von Platzmangel müssen beispielsweise innovative Lösungen für Wallboxen und Verteilerschränke gefunden werden, damit die E-Autos geladen werden können.

Diese Herausforderungen sind in den allermeisten Fällen lösbar. Nichtsdestotrotz bedeuten sie oft zusätzliche Kosten. Genau in solchen Fällen ist es daher extrem wichtig, mit einer Planung respektive Machbarkeitsstudie zu beginnen. Diese ist vergleichsweise billig und ermöglicht einen Überblick über die verfügbaren Lösungsansätze sowie dessen preislichen Vergleich.

Kosten der Investition

Obwohl die Kosten für Wallboxen in den letzten Jahren gesunken sind, bleiben dies anfänglichen Investitionen eine Hürde, die einige Menschen davon abhalten könnte, in private Ladeinfrastruktur zu investieren. Es ist daher wichtig zu beachten, über neuste Förderungen informiert zu sein. Damit Sie auf dem Laufenden bleiben, können Sie sich für unseren Newsletter anmelden. Einfach runter scrollen und anmelden.

Dauer der Investition

Nicht zuletzt kann die Projektdauer auch abschreckend wirken. Vor allem wenn mehrere Eigentümer betroffen sind, kann es eine Weile dauern, bis die Ladestationen endlich stehen. Von Informationsbeschaffung und Antragsstellung hin zur Eigentümerversammlung und Beauftragung einer passenden Fachfirma können schnell mehrere Monate vergehen.

Und trotzdem – die Bemühungen lohnen sich am Ende IMMER. Also, auf was warten Sie noch?

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