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Das Jahr 2024 hat die Elektromobilität in Deutschland vor neue Herausforderungen gestellt. Sinkende Neuzulassungen, das Ende der E-Auto-Prämien und eine wachsende Skepsis unter Käufern haben die Dynamik der Branche verändert. Diese Entwicklungen werfen die Frage auf, wie die Elektromobilität ihren Weg in die Breite der Gesellschaft finden kann.
Wenn Sie mehr über die Entwicklungen für 2025 erfahren möchten, dann lesen Sie auch unseren Artikel E-Mobilität im Jahr 2025: Trends, Fortschritte und Zukunftsaussichten.
Das Jahr 2024 begann ohne die E-Auto-Prämien, die Ende 2023 ausgelaufen waren. Diese Veränderung hatte erhebliche Auswirkungen auf den Markt, da die Käufer nun den vollen Preis für Elektroautos zahlen mussten. Dies führte zu einem Rückgang der Verkaufszahlen, da Elektroautos im Vergleich zu Verbrennern oft teurer in der Anschaffung sind. Viele Haushalte, die auf die Prämien angewiesen waren, konnten sich die Anschaffung eines Elektroautos nicht mehr leisten.
Besonders in Wohnungseigentümergemeinschaften erschwerten die hohen Kosten für Grundinstallationen und Wallboxen die Entscheidung für ein Elektrofahrzeug. Einige Hersteller reagierten mit Preissenkungen, was jedoch bei vielen Kunden den Eindruck hinterließ, in der Vergangenheit zu viel gezahlt zu haben. Dies führte zu einem Vertrauensverlust.
Im Jahr 2024 gingen die Neuzulassungen reiner Elektroautos um 25 Prozent im Vergleich zu 2023 zurück, während Plug-in-Hybride leicht zulegten. Diese Entwicklung wirft Fragen zur Akzeptanz der Elektromobilität auf. Zu den Hauptgründen für diesen Rückgang zählen unter anderem die unzureichende Ladeinfrastruktur und die hohen Kosten, die durch wirtschaftliche Faktoren wie Inflation und hohe Zinsen zusätzlich belastet wurden.
Viele Verbraucher entschieden sich für Plug-in-Hybride, da diese sowohl elektrische als auch fossile Energiequellen nutzen und somit eine Flexibilität bieten, die reine Elektrofahrzeuge nicht haben. Kritiker argumentieren jedoch, dass der Fokus auf Hybride die Elektrifizierung des Verkehrs insgesamt verlangsamt.
Eine Studie der HUK-Coburg machte Schlagzeilen, indem sie aufzeigte, dass 33 Prozent der Besitzer von Elektroautos, die ihr Fahrzeug abmeldeten, auf einen Verbrenner umstiegen. Diese Zahl wirft Fragen auf, da beispielsweise unklar ist, ob auch gewerbliche Leasingkunden oder Plug-in-Hybride in die Kategorie der E-Autos einflossen.
Nichtsdestotrotz zeigen auch andere nationale und internationale Studien, dass viele E-Auto-Fahrer zurück zum Verbrenner wechseln. In den USA und Australien planen laut bestimmten Studien sogar fast 50 Prozent der E-Auto-Besitzer, wieder auf Verbrenner umzusteigen.
Die Gründe dafür müssen nicht umbedingt daran liegen, dass alle diese E-Auto-Besitzer sich von der Elektromobilität abwenden. Viele dieser Abmeldungen könnten beispielsweise mit dem Ende von Leasingverträgen zusammenhängen, die in den letzten Jahren durch niedrige Zinsen und Subventionen besonders attraktiv für E-Autos waren.
Gründe für den Wechseln zurück zum Verbrenner waren aber auch die hohe Betriebskosten, unzureichende Ladeinfrastrukturen und Veränderungen in den Reisegewohnheiten. Dies verdeutlichen, dass die Akzeptanz von Elektroautos maßgeblich von der Infrastruktur und der Wirtschaftlichkeit abhängt.
Der zügige Ausbau der Ladeinfrastruktur sowohl im öffentlichen Sektor, wie aber auch im privaten Bereich, darunter vor allem in Mehrfamilienhäusern, und eine Senkung der Betriebskosten sind folglich entscheidend, um die Nachfrage nach E-Autos zu stärken.
Trotz der stagnierenden Verkaufszahlen zeigten die technologischen Entwicklungen im Jahr 2024, dass die Elektromobilität weiterhin Potenzial hat. Schnellere Ladezeiten, die es ermöglichen, in wenigen Minuten mehrere 100 Kilometer zu laden machen Elektroautos immer alltagstauglicher. Neue Modelle wie der Audi A6 e-tron, der Porsche Macan EV und der Renault Scenic E-Tech setzten neue Maßstäbe in Design und Funktionalität.
Besonders hervorzuheben ist die Verbreitung von Plug & Charge, einer Technologie, die eine automatische Authentifizierung an Ladestationen ermöglicht und den Ladevorgang erheblich vereinfacht. Diese Innovationen gewinnen nicht nur im öffentlichen Bereich, sondern auch bei privaten Haushalten zunehmend an Bedeutung.
Mehr zur Plug-and-Charge-Technologie können Sie in unserem Artikel ISO 15118 und Plug and Charge einfach erklärt nachlesen.
Die politische Unsicherheit in Deutschland hat sich 2024 als ein weiterer Hemmschuh für die Elektromobilität erwiesen. Unklare Vorgaben, widersprüchliche Zielsetzungen und das Fehlen einer langfristigen Strategie haben sowohl Verbraucher als auch Unternehmen verunsichert. Dies erschwert nicht nur Kaufentscheidungen, sondern hemmt auch dringend notwendige Investitionen in Infrastruktur und Technologie.
Im Vergleich dazu haben andere Länder, wie beispielsweise China, klare Strategien für die kommenden Jahrzehnte formuliert, die Stabilität und Planbarkeit für Hersteller und Verbraucher schaffen. Stella Li, Topmanagerin vom chinesischen Fahrzeughersteller BYD, warnte 2024 davor, dass die ständigen Richtungswechsel und Unsicherheiten in Europa die Wettbewerbsfähigkeit europäischer Hersteller ernsthaft gefährden könnten. Ihrer Meinung nach sind klare, langfristige Zielsetzungen entscheidend, um Vertrauen und Marktdynamik aufzubauen. Ohne diese Konsistenz droht Europa, im internationalen Vergleich weiter zurückzufallen, was insbesondere in der Elektromobilität fatal wäre.
Die Einführung von Strafzöllen auf in China produzierte Elektroautos Ende 2024 wurde tatsächlich umgesetzt und hat die Preisstruktur auf dem europäischen Markt verändert. Fahrzeuge von Herstellern wie BYD und SAIC, die zuvor als preisgünstige Alternativen zu deutschen Modellen galten, sind durch die Zölle deutlich teurer geworden.
Während einige Marken versucht haben, die höheren Kosten nicht vollständig an die Verbraucher weiterzugeben, haben andere Modelle erhebliche Preiserhöhungen erfahren. Diese Entwicklung hat vor allem preissensible Käufer betroffen und könnte den Marktzugang chinesischer Hersteller in Europa nachhaltig beeinträchtigen. Erwähnenswert hier ist, dass laut der Medienagentur Welt 2024 nur 1% aller E-Autos auf den deutschen Straßen von chinesischen Herstellern stammt, aber rund 54% von deutschen Herstellern.
Die neuen Zölle könnten europäische Hersteller kurzfristig entlasten. Langfristig bleibt jedoch unklar, ob diese Strategie die Wettbewerbsfähigkeit der europäischen Automobilindustrie wirklich stärken wird. Die Abhängigkeit Europas von chinesischen Zulieferern, insbesondere bei Batteriezellen und anderen essenziellen Komponenten, wird durch Strafzölle nicht gelöst. Vielmehr wollte eine Diversifizierung der internationalen Lieferketten erfolgen, um sowohl die Preisstabilität als auch die Innovationskraft der europäischen Autoindustrie zu sichern.
Es bleibt die Herausforderung bestehen, die breite Masse der Verbraucher – die sogenannten Early Majority – zu überzeugen. Während Early Adopters bereit sind, sich intensiv mit neuer Technologie auseinanderzusetzen, erwartet die Early Majority eine reibungslose Nutzung ohne großen Aufwand, klare und transparente Kostenstrukturen sowie erschwingliche Preise.
Um die Elektromobilität für diese breite Zielgruppe attraktiv zu machen, müssen technologische Fortschritte mit einem verstärkten Fokus auf Benutzerfreundlichkeit und Kosteneffizienz einhergehen. Diese sogenannte “Chasm” zwischen den beiden Gruppen zu überwinden, erfordert ausserdem besserer Infrastruktur und klarer und stabile Kommunikation der Vorteile von Elektrofahrzeugen.
Die Elektromobilität befindet sich in einer dynamischen Entwicklungsphase, die von Herausforderungen und Fortschritten gleichermaßen geprägt ist. Es ist völlig normal, dass technologische Revolutionen nicht linear verlaufen und auch mal Rückschläge erleben. Wie in jeder Umbruchphase gibt es Zeiten des Wachstums und der Konsolidierung – und genau das macht die Entwicklung spannend.
Die Fortschritte bei Ladeinfrastruktur, Reichweiten und innovativen Technologien wie Plug & Charge zeigen, dass die Elektromobilität auf einem soliden Weg ist. Gleichzeitig ist der Wechsel zwischen verschiedenen Antriebsarten ein natürlicher Prozess, der die Vielfalt und Anpassungsfähigkeit des Marktes unterstreicht.
Wir sind überzeugt, dass das Elektroauto seinen Platz in der Gesellschaft weiter ausbauen wird – es braucht lediglich Zeit und die richtigen Rahmenbedingungen. Die Zeichen für 2025 stehen vielversprechend, mit spannenden Entwicklungen, die das Potenzial haben, die E-Mobilität noch attraktiver und zugänglicher zu machen.
Mehr dazu können Sie in unserem Artikel E-Mobilität im Jahr 2025: Trends, Fortschritte und Zukunftsaussichten lesen.
Die Zukunft bleibt spannend – und vor allem elektrisch!
Wiedergrün ist ein Beratungs- und Ingenieurbüro, das sich auf Elektromobilität und Ladelösungen für Elektrofahrzeuge spezialisiert hat. Wir bieten eine Reihe von Dienstleistungen für drei Hauptkundengruppen an: Immobilienunternehmen, Vermieter und Hausverwaltungen, KMU und mittelständische Unternehmen sowie Unternehmen der Ladeindustrie.
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