Entdecken Sie die wichtigsten Vorteile und Herausforderungen des Open Clearing House Protokoll (OCHP) und erfahren Sie, wie es die Vernetzung von Ladeinfrastrukturen für Elektrofahrzeuge revolutioniert.

Definition und Einleitung des Open Clearing House Protocol

Das Open Clearing House Protokoll (OCHP) ist ein entscheidendes Open-Source-Roaming-Protokoll im Bereich der Elektromobilität, das die Vernetzung von Ladeinfrastrukturen für Elektrofahrzeuge ermöglicht. In einer Zeit, in der die Nachfrage nach Elektrofahrzeugen und deren Ladeinfrastruktur stetig wächst, bietet OCHP eine standardisierte Lösung, die die Interoperabilität zwischen verschiedenen Anbietern und Betreibern gewährleistet.

Innerhalb der E-Mobilität spielt OCHP eine wichtige Rolle, indem es die Vernetzung und das Roaming für nahtloses Laden bei verschiedenen Anbietern und in verschiedenen Ländern unterstützt. Durch die Nutzung dieses Open-Source-Protokolls können Anbieter von Ladediensten (MSP) und Betreiber von Ladeinfrastrukturen (CPO) ihre Netzwerke effektiv erweitern und den Zugang für Elektrofahrzeugnutzer erleichtern. Ein wesentlicher Bestandteil dieses Prozesses ist die Datenverarbeitung, bei der die Ladeinformationen von den Dienstleistern auf einem Server im Backend-System verarbeitet werden.

OCHP bietet eine Reihe von Vorteilen, die es zu einem bewährten Standard in der Elektromobilitätsbranche machen, hat aber auch einige Nachteile, die berücksichtigt werden müssen.

Vorteile von OCHP

Offene Lizenz

OCHP basiert auf einem Open-Source-Ansatz, der es jedem ermöglicht, das Protokoll für eigene Zwecke zu verwenden und anzupassen. Dies bedeutet, dass Änderungen am Roaming-Protokoll vorgenommen werden können, um es an spezifische Anforderungen anzupassen. Die offene Lizenz fördert die Innovation und ermöglicht es Entwicklern, das Protokoll flexibel zu gestalten.

Bewährte Kommunikation und Interoperabilität

OCHP wurde erstmals im Mai 2012 veröffentlicht und hat sich seitdem als zuverlässiges Roaming-Protokoll etabliert. Es wurde kontinuierlich weiterentwickelt, mit insgesamt sieben Versionen, um den sich ändernden Anforderungen des Marktes gerecht zu werden.

Derzeit nutzen zahlreiche Unternehmen das Protokoll, was seine Stabilität und Akzeptanz im Markt unterstreicht. Der ursprüngliche Entwickler von OCHP, e-clearing.net, ist auch der größte Nutzer des Protokolls. Bei e-clearing.net handelt es sich um den Anbieter der grössten Roaming-Plattform in Europa.

Im Oktober 2014 wurde e-clearing.net als Gemeinschaftsunternehmen der niederländischen Stiftung ElaadNL und der deutschen Firma Smartlab Innovationsgesellschaft mbH ins Leben gerufen. Im Jahr 2020 erfolgte eine Umstrukturierung, wobei e-clearing.net in eine GmbH überführt wurde und nun privat gehalten wird.

Plug and Charge wird unterstützt

OCHP unterstützt die Plug and Charge-Technologie. In diesem Zusammenhang verwendet OCHP den ISO 15118-Standard, der genaue Spezifikationen für die Kommunikation zwischen Elektrofahrzeugen und Ladestationen festlegt. Hierbei übermittelt OCHP die erforderlichen Daten wie die Identität des Elektrofahrzeugs und die autorisierten Zahlungsinformationen zwischen dem Backend-System des MSP’s und des CPO’s.

Diese Kommunikation erfolgt über verschlüsselte Kanäle, um Sicherheit und Datenschutz zu gewährleisten, während gleichzeitig ein nahtloses und benutzerfreundliches Ladeerlebnis ohne zusätzliche Benutzereingaben ermöglicht wird.

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Große Community

Ein weiterer Vorteil von OCHP ist die breite Community, die hinter dem Protokoll steht. Diese Community bietet schnelle Lösungen bei Problemen und unterstützt durch Treffen und Webinare, die von e-clearing.net organisiert werden, die Implementierung des Protokolls. Dies erleichtert den Einstieg und den Betrieb für neue Nutzer.

Zudem spielen strategische Partnerschaften zwischen e-clearing.net und vielen verschiedenen Unternehmen, darunter führende Automobilunternehmen und Anbieter von Ladeinfrastrukturen, eine entscheidende Rolle bei der Verbesserung der Protokollimplementierung und -unterstützung.

Konkrete technische Beschreibungen (Strong Typing)

OCHP liefert sehr konkrete technische Beschreibungen der Datentypen, was es Entwicklern erleichtert, ihre Implementierungen genau anzupassen. Diese Genauigkeit verhindert Wildwuchs bei der Implementierung und sorgt für eine einheitliche Marktumsetzung.

Eine Anbindung, viele Partner

Das Peer-to-Host-Roaming-Protokoll von OCHP ermöglicht die Anbindung an viele Roaming-Partner über nur eine Schnittstelle. Peer-to-Host bedeutet hier, dass die Kommunikation zwischen den verschiedenen Marktteilnehmern, wie z.B. CPOs und MSPs, über eine zentrale Roaming-Plattform, das sogenannte Clearing House, erfolgt. Dies bedeutet, dass jede Partei nur eine einzige Verbindung zum Clearing House herstellen muss, anstatt individuelle Verbindungen zu jedem einzelnen Partner aufzubauen. Dadurch muss nur die Kommunikation zur Roaming-Plattform hergestellt werden, was vertragliche Beziehungen zu vielen Roaming-Partnern einfach ermöglicht. Dies führt zu einer größeren Nutzergruppe und finanziellen Vorteilen. Die Interoperabilität und zukunftsorientierte Lösungen im Bereich der Ladeinfrastruktur für Elektrofahrzeuge sind entscheidend für die Förderung der eMobility und die Verbesserung der Mobilität in Europa.

Nachteile von OCHP

Keine Peer-to-Peer-Kommunikation

Ein wesentlicher Nachteil des OCHP ist, dass es keine Peer-to-Peer-Verbindungen erlaubt. Wie bereits erklärt verwendet OCHP ein Peer-to-Host-Modell, bei dem das Clearing House als zentrale Roaming-Plattform fungiert. Dies bedeutet, dass alle Marktteilnehmer – sowohl Mobilitätsdienstleister (MSPs) als auch Ladeinfrastrukturbetreiber (CPOs) – ihre Kommunikation über diese zentrale Plattform abwickeln müssen. Dadurch entstehen zusätzliche Zwischenschritte, die die Effizienz und Geschwindigkeit der Datenübermittlung beeinträchtigen können.

Ein wesentlicher Nachteil des OCHP ist, dass es keine Peer-to-Peer-Verbindungen erlaubt. Das Clearing House fungiert als zwischengeschaltete Roaming-Plattform, was bedeutet, dass eine direkte Kommunikation zwischen MSP und CPO nicht möglich ist. Dies kann die Flexibilität und Effizienz der Kommunikation einschränken.

Ladepunkte als Bezugspunkte

OCHP nutzt Ladepunkte als Bezugspunkte, was bedeutet, dass jede Ladestation oder jeder Standort mit mehreren Ladestationen individuell hinzugefügt werden muss. Dies führt zu einem höheren Implementierungsaufwand, da für jeden Ladepunkt die richtigen Daten angelegt werden müssen. Die Granularität der Anbindung bietet zwar Flexibilität, erhöht aber die Komplexität der Implementierung.

OCHP ist Anbieter-gesteuert

Da e-clearing.net das Monopol für das OCHP-Roaming-Protokoll hat, werden Weiterentwicklungen hauptsächlich von diesem Anbieter gesteuert. Der Geschäftsführer von e-clearing.net, Christian Hahn, spielt somit eine entscheidende Rolle bei der Steuerung der Entwicklung von OCHP.

Dies kann dazu führen, dass das Protokoll nicht mehr den gesamtheitlichen Bedürfnissen des Marktes entspricht und sich mehr an den Wünschen von e-clearing.net orientiert. Dies widerspricht den Prinzipien eines Open-Source-Protokolls.

Keine Erweiterungen vorgesehen

Jegliche Anpassungen oder Erweiterungen des Protokolls schaffen meist Inkompatibilitäten mit der Hauptversion. Größere Veränderungen können fatal sein, da eine gemeinsame Funktionslogik eine Voraussetzung für funktionierende Roaming-Netzwerke ist. Dies schränkt die Möglichkeiten für individuelle Anpassungen erheblich ein.

Fazit

Insgesamt bietet das Open Clearing House Protocol (OCHP) eine robuste und bewährte Lösung für das Roaming von Elektrofahrzeugen. Die offene Lizenz und die Unterstützung einer großen Community machen OCHP zu einer flexiblen und anpassbaren Wahl für viele Akteure im Bereich der Elektromobilität. Die konkreten technischen Beschreibungen und die Möglichkeit, viele Partner über eine einzige Schnittstelle anzubinden, unterstreichen die Stärken des Protokolls.

Allerdings sollten die Nachteile von OCHP nicht übersehen werden. Die fehlende Unterstützung für Peer-to-Peer-Verbindungen und die komplexere Implementierung aufgrund der Ladepunkte als Bezugspunkte stellen Herausforderungen dar. Zudem kann die Steuerung durch einen einzigen Anbieter zu einer eingeschränkten Anpassungsfähigkeit führen, und individuelle Erweiterungen sind oft problematisch.

Abschließend ist es wichtig, auf die Bereitstellung von rechtlichen Informationen und Kontaktdetails im Impressum zu achten, um Transparenz und Vertrauen zu gewährleisten.

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